Neues KiWu-Interview: Haus und Garten und zwei leere Kinderzimmer!

IMG_3076Die liebe Mi hat sich bei mir gemeldet, weil sie ihre Kinderwunsch Geschichte erzählen möchte um so anderen Frauen Mut zu machen und zu zeigen, dass sie nicht alleine sind mit ihrer Hoffnung auf ein Wunschbaby.

Aber lest selbst, was Mi erzählt:

Wer sind Sie?
Ich bin Mi, 30 Jahre alt, Diplom Pädagogin aus Hessen. Mein Mann ist 35. Wir haben ein eigenes Haus mit Garten und Hund. Und zwei leeren Kinderzimmern….

Ihre Kinderwunschgeschichte?
Unser Kinderwunsch besteht seit dem Jahr 2012. Ich dachte ja, dass wir auch ganz schnell ein Baby bekommen würden, doch es tat sich rein gar nichts. Der Frauenarzt riet mir zu Geduld, Abnahme, Folsäure und Ovus. Meine Hormonwerte ergaben einen niedrigen Hormonwert, doch das sei nicht dramatisch. Später bestand ich auf einen Ultraschall, bei dem zwei 8cm große Dermoidzysten entdeckt wurden, die stationär im August 2013 per Bauchschnitt entfernt werden mussten. Dabei konnten glücklicherweise die Eierstöcke erhalten bleiben. Ich begab mich in homöopathische Behandlung und mir wurde dort auch viel Zuversicht gegeben.

Dem Kinderwunsch sollte nichts mehr im Wege stehen. Mein Mann ging zum Urologen, um ein Spermiogramm zu machen. Er bekam nur die Aussage, dass alles okay sei. Doch als sich wieder nichts tat, haben wir nach 1,5 Jahren den Infoabend des Kinderwunschzentrums Mittelhessen in Wetzlar aufgesucht und uns kurz darauf einen Termin zum Gespräch dort vereinbart. Das Gespräch war sehr ernüchternd, denn wir hielten unsere Befunde in den Händen und der Doc erklärte uns, dass das Spermiogramm nicht wirklich okay sei (OAT I) und mein AMH Wert, der bei 0,2 lag, ein klarer Hinweis darauf sei, dass meine Eizellreserve zur Neige geht. Wir dürften keine Zeit verlieren und er riet uns zur ICSI. Das war schon ein richtiger Schock für uns, aber wir hatten das Glück, dass ich die Krankenkasse wechseln konnte und 100% der Kosten übernommen wurden.

Wir starteten direkt durch und die erste ICSI im Mai 2014 war eine riesen Überwindung und Geduldsprobe. Wir hatten so viel Hoffnung. Die Spritzen kosteten mich viel Überwindung. Die Ausbeute war recht ernüchternd, nur 3 Eizellen, 2 davon befruchtet und nur eine Blastozyste konnte mir am Ende eingesetzt werden. Nach 11 Tagen kam das Ergebnis vom Bluttest „Sie sind schwanger, ABER der Wert liegt nur bei 20…bitte setzen Sie die Medikamente ab…“ Das schmerzte sehr, denn ich wartete nun auf den Abgang der biochemischen Schwangerschaft… Den zweiten Versuch starteten wir nach einem Pausenzyklus und schon schnell merkten wir, dass dieser negativ ausgehen wird, auch wenn wir hier 5 Eizellen hatten, von denen 4 befruchtet werden konnten und zwei Blastozysten transferiert wurden. Ich bekam vor dem Bluttest Blutungen.

Hier wollte ich aufgeben. Ich hatte einfach Angst, dass der dritte Versuch wieder negativ enden würde. Wir ließen uns ein Jahr Zeit und wollten einfach abschließen. Diesmal gab es 7 Eizellen, 6 befruchtete und drei wollte ich einsetzen lassen. Leider hatten sie sich nicht zu Blastozysten entwickelt und sahen von der Qualität her nicht gut aus. Der Test war negativ. Von einem 4. Versuch riet man uns aufgrund der immer schlechter werdenden Qualität ab. Nun wollte ich mich direkt in die Adoption stürzen, doch meine Euphorie wurde schnell von der Angst gebremst. Ich muss erstmal lernen, Abschied zu nehmen vom Kinderwunsch.

Das ist jetzt 8 Monate her. Einen Adoptionsantrag haben wir noch nicht gestellt. Inzwischen sind wir uns auch nicht mehr sicher, ob wir den Kinderwunsch weiter verfolgen. Wir haben gelernt, als Paar auch glücklich zu sein.

Was erleben Sie im Alltag als größte Hürde?
Natürlich ist es immer noch hart, wenn die Familie und Freunde fragen, wann denn nun ein Kind ansteht, aber ich gehe da inzwischen recht offen mit um, damit mir diese schmerzenden Fragen einfach zukünftig erspart bleiben. Und bei anderen da sagt man eben, dass es noch nicht an der Zeit ist. Während der KiWu Zeit habe ich es kaum ertragen, wenn ich Schwangerschaftsmeldungen bekommen habe oder auf der Straße junge Mütter oder Kugelbäuche sah. Ich bin sehr vielen Kinderwunschprofilen auf Instagram entfolgt und habe Facebookgruppen verlassen. Es tat einfach sehr weh. Ich hatte immer das Gefühl, als Frau versagt zu haben. Ich war aber auch „froh“, dass wir uns in unserer Ehe nie die alleinige Schuldfrage stellen mussten, da es ja an beiden lag.

Was erleben Sie als Nutzen, was sind die schönen Seiten trotz des unerfüllten Kinderwunsches?
Geholfen hat mir in der Zeit meine ambulante Therapie, mein Mann, meine Familie und meine Freunde. Ich habe viel unternommen, versucht mir auch Zeit für mich zu nehmen, die schönen Dinge des Lebens zu genießen. Ich habe in der Zeit der ICSIs leider wieder 30kg zugenommen. Ich habe jetzt wieder den Kopf, mich auf meine Ernährung und Sport zu konzentrieren. Ich genieße im Job die Kinder (ich arbeite in einem Kinderheim), aber auch das Allein sein. Wir sind flexibel, ich schlafe gern lang und am Wochenende bin ich gern spontan. Darum beneiden mich die Mütter. Und ich sie dennoch um jede einzelne schlaflose Nacht…

Was tun Sie, wenn Sie einen schlechten Tag haben?
Wenn ich einen schlechten Tag habe, heule ich mich bei Freunden aus, versuche raus zu gehen oder Sport zu machen. Ich habe einen schönen Kalender gekauft, in den ich die schönen Dinge notiere. Dann kann ich immer wieder nachlesen, dass mein Leben gar nicht so ein riesen Scherbenhaufen ist. Während der KiWu Zeit habe ich einen Blog geschrieben (faulerstorch.blogspot.de), das tat mir auch sehr gut, einfach alles von der Seele schreiben und begreifen, dass man nicht allein ist und auch, dass auch andere glückliche Mütter nicht dafür können, dass es einem selbst schlecht geht.

Haben Sie einen Tipp für die Leser, während der KiWu Zeit?
Ich habe in der KiWu Zeit auch sehr viel gelesen, das Buch „Gelassen durch die Kinderwunschzeit“ von Birgit Zart kann ich dabei sehr empfehlen. Aber man sollte sich auch nicht zu sehr in ein Schneckenhaus verkriechen. Ich habe auch selbst ein Meditationsseminar besucht und Yoga ausprobiert, aber ich habe gemerkt, dass ich nicht auf Termin abschalten kann. Die Kraft sammele ich am liebsten Zuhause oder bei meinen Lieblingsmenschen. Und man darf sich niemals die Schuld geben, dass man versagt hat oder ähnliches. Man muss versuchen, es als Schicksal zu sehen und Ausschau nach alternativen Lebensstilen halten.

Warum ist ein Kinderwunsch Coaching sinnvoll?
Ich hätte während der ganzen Zeit gerne ein Kinderwunsch Coaching gehabt. Einfach jemanden, der weiß, wovon ich spreche und der meine Gefühle nachvollziehen kann. Der mir sagt, dass der Schmerz irgendwann aufhört und dem ich das auch glauben kann, weil er selbst an meiner Stelle war. Meine Therapie hat mir aber dabei auch sehr gut geholfen, denn ich musste wirklich hinschauen, was der Grund für meinen Kinderwunsch ist, warum BRAUCHE ich ein Kind? Was erhoffe ich mir von einem Kind? Muss ich eine Leere füllen? Geht die Welt ohne Kind unter? Warum leide ich? Diese Fragen haben mir geholfen, einfach mal genauer hinzuschauen. Will ich ein Kind, weil es eben „normal“ ist? Weil es die Gesellschaft erwartet? Weil ich meine Liebe teilen will?

Momentan bin ich an dem Punkt, wo ich wieder lernen möchte, wie es ist, eine Ehe zu leben und auch die Sexualität wieder zu genießen, zu schauen, was MIR gut tut. Und ob ich einfach etwas mehr Herzblut in meine Arbeit stecken kann. Und ich genieße es. Es geht. Aber auch heute schmerzt es ab und zu. Wer weiß, ob das Thema Adoption nochmal aufkeimt, wenn die Ängste um das Thema herum abgeflaut sind. Die Kinderzimmer sind verschwunden, da gibt es jetzt ein schönes Gästezimmer und einen Fitnessraum. 😉

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Danke, liebe Mi, dass Du Deine Geschichte des Kinderwunsches erzählst und so andere Frauen wissen lässt, dass sie nicht alleine sind mit ihrem Erleben! Danke für Deinen Mut und Deine Ehrlichkeit!

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In eigener Sache: Wenn auch Du Dir ein Coaching wünschst, um es etwas leichter zu haben, während Du Dich nach einem Kind sehnst, dann melde Dich gerne bei mir (klick hier: Kontakt).
Als Coach habe ich mich auf den Kinderwunsch spezialisiert – und als Frau weiss ich, wie es ist, sich Monat für Monat nach der Schwangerschaft und dem Wunschkind zu sehnen… denn ich habe es selbst erlebt und durchgestanden!

Alles Gute!
Franziska Ferber