Darf jemand, der schon ein Kind hat, einen (unerfüllten) Kinderwunsch haben?

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Wisst Ihr, ich habe eine liebe Bekannte, die ziemlich viele Kinder hat – ehrlich gesagt: mehr, als ich Finger an einer Hand. Und ich finde das super! Denn wenn man sie fragt, erfährt man, dass sie deshalb so viele Kinder hat, weil sie und ihr Mann sich immer noch „unvollständig“ gefühlt haben. So kam ein Kind und noch eins und noch eins. Vielleicht ist es nicht bei allen Menschen so, dass nach einer „erreichten Menge Kinder “ automatisch ein Stopp einsetzt.

Ja, diejenigen von uns, die schon ein Kind oder sogar mehrere haben, haben großes Glück und werden von Vielen, die sich überhaupt ein Kind wünschen, oftmals sehr beneidet. Für Viele läuft die Trennlinie zwischen kinderlos und Kinder habend. Binäres System. 0 oder 1. Schwarz oder weiß.

Manchmal geht es mir auch so, dass ich diese Linie sehe und denke. Und dann wieder coache ich Frauen, Männer oder Paare, die schon ein Kind haben und sich ein weiteres wünschen – oder sich uneins sind über diesen Wunsch. Und ja, ich merke dann, dass es in ihrer Welt nicht zählt, dass schon ein Kind da ist. Denn es geht um die Frage, ob ein Kind hinzukommt. Und ein Kind ist ein Kind – egal ob als Schritt von 0 Kindern zu 1 Kind; oder als +1.

Ja, diese Menschen haben großes Glück, weil sie schon eine Familie sind. Aber dennoch gibt es auch hier diesen (unerfüllten) Kinderwunsch. Denn immer wieder höre ich, dass auch sie noch eine Botschaft im Herzen haben und nicht wissen, ob sie als Familie schon vollständig sind – oder nicht. Ist es „fair“, dass „so jemand“ mit Kind von einem (unerfüllten) Kinderwunsch spricht? Und: Was können diese Menschen tun, die nicht wissen, ob sie jetzt noch ein Kind wollen oder nicht oder doch und/oder sich uneins sind?

Ich meine, natürlich dürfen sie von einem (unerfüllten) Kinderwunsch sprechen! Denn schließlich wollen sie ein Kind, das noch nicht da ist.
Wie aber mit diesem Kinderwunsch umgehen, dem noch nicht „statt gegeben“ wurde? Meine Idee ist, und bitte schaut, ob es für Euch passt, dass mit dem Partner vielleicht eine Verabredung getroffen werden kann. Was meine ich damit? Ich meine eine gemeinsame Verabredung dahingehend sinngemäß: „Für 1 Jahr bekommen wir erst einmal kein weiteres Kind – aber wenn es in 13 Monaten immer noch ein so großes Thema für mich/für Dich/für uns ist, überlegen wir noch einmal gemeinsam, wie und ob wir uns ausrichten wollen“. So könnte man sich für diese bspw. 12 Monate auf die Familie konzentrieren und versuchen, das in allen Zügen zu genießen – in dem Wissen, dass noch nicht alle Türen geschlossen haben.

Und man könnte das in dem Wissen tun, dass die Entscheidung nur vertagt ist; dass man sich 12 Monate keine Gedanken um ein weiteres Kind machen muss und einfach nur das Ist genießen kann – und aber noch einen Plan B in der Hand hat, wenn man sich dann noch immer unvollständig fühlt. Wenn das Herz sich während dieser Monate meldet, kann man sich selbst auch zurufen: „bitte nicht jetzt – wenn dann bitte in 12 Monaten wieder melden“; so ganz nach dem Motto „aufgeschoben – nicht aufgehoben“. Wäre das vielleicht eine Option?

Auf geht’s – wir sollten alle Kinder in unserer Gesellschaft willkommen heißen – auch wenn manche Menschen das Glück haben, viele Kinder zu haben und andere mit dem Leid umgehen müssen, keines zu haben. Dennoch sind sie Kinder – dennoch sind sie unsere Zukunft. Und vielleicht können wir Kinderlosen uns ja dennoch mitfreuen am Glück der Anderen und an der einen oder anderen Stelle ein Stück Verantwortung für die Kinder Anderer übernehmen? … und wenn es die Verantwortung für die „schönen Seiten des Lebens“ ist! 🙂

Mehr über meine Arbeit als Kinderwunschcoach findet Ihr hier: https://www.kindersehnsucht.de/Leistungen/

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