Neuer Kinderwunsch Tipp: Was tun bei blöden Nachfragen, wann ich endlich schwanger bin?!

„(…) Liebe Franziska, geholfen hat mir auf jeden Fall, dass ich deinen Rat gefolgt bin und es ausgesprochen habe …mich (Anmerkung: bei meiner Familie und meinen wichtigsten Freunden) so gezeigt habe wie es mir geht…nämlich nicht gut…(damals)….gleichzeitig auch angesprochen habe, was ich (von ihnen) brauche.  Spaziergänge in der Natur…das tut mir auch gut. Ich versuche es mir so oft als möglich zu gönnen….wie sagtest Du so schön „auf bekannten Wegen“ gehen.  Ja und ich habe versucht…mich immer wieder auf Neue…. auf das Gefühl einzulassen was gerade da war oder ist….vor allem war es die Trauer, die gefühlt werden möchte…. Ja, ich hab Dir einiges zu verdanken! (…)“
Diese Worte erreichten mich gestern Abend per Mail von einer lieben Kundin. Wir haben per Skype schon öfter miteinander gearbeitet und ich hab‘ mich so gefreut zu sehen, was das Ergebnis der gemeinsamen Arbeit an ihrem Kinderwunsch – ganz konkret spürbar – für sie geändert hat. Aber das ist nicht der Grund, weshalb ich hier schreibe.
Sondern, ich finde, es ist wieder mal an der Zeit, inhaltlich etwas zu bloggen. Was diese liebe Kundin schreibt ist natürlich für sie in ihrer persönlichen und damit individuellen Situation entstanden. Und dennoch ist sehr viel Wahres daran.
Was kann helfen, mit dem Leid vom Kinderwunsch im täglichen Leben besser umzugehen? Ich denke, es ist eine gute Möglichkeit, sich „Schutzräume“ zu schaffen. Wem es nicht gut geht – und das ist ja oft der Fall, während man wieder und wieder versucht schwanger zu werden – der hat oftmals wenig Kraft übrig. Und diese verfügbare Kraft darf in einem Rahmen genutzt werden, der für die Person wirklich hilfreich ist.

Stattdessen investieren wir Kraft um eine Fassade aufrecht zu erhalten – nach außen. Wir versuchen nicht zu zeigen, wie es uns geht. Wir versuchen, niemand nahe an uns heranzulassen – damit wir nicht „enttarnt“ werden mit unserem Schmerz und Kummer und Trauer… weil wir wissen, dass wir uns dann unter Umständen nicht  mehr im Griff haben. Wir kennen oftmals die Vermeidungsstrategie aus anderen Lebenssituationen – und wir versuchen, sie auch beim Kinderwunsch zum Einsatz zu bringen… aus purem Selbstschutz. Aber ist das wirklich so gut?

Bestimmt gibt es Situationen und Personen um einen herum, wo das absolut angemessen ist. Wenn die Nachbarin indiskret nachfragt oder der Chef seltsame Fragen stellt um herauszufinden, ob sich eine Beförderung „lohnt“, dann ist diese Schutzmauer der Fassade bestimmt eine gute Idee. Aber die Menschen, die einem nahe sind – ob gewählt (Freunde) oder angewählt (so manches – angeheiratetes – Familienmitglied z.B.) – wollen doch oftmals eine Unterstützung sein… und können es nicht, weil sie nicht wissen, wie es uns geht. Wenn man sich auch in einer Situation wiederfindet, dass im engsten Umfeld junge Mütter mit süßen Kindern oder Frisch-Schwangere sind… wie sollen sie wissen, weshalb wir so komisch sind..

Andere Menschen haben oftmals ein gutes Gespür dafür, wie wir zu ihnen (gerade) stehen. Aber manches Mal entstehen unausgesprochen unausgesprochene Missverständnisse. Sie wollen uns ihr Baby in den Arm geben (nett gemeint) – und für uns ist das vielleicht gerade der blanke Horror. Sie wollen uns teilhaben lassen an ihrer Schwangerschaft – nicht wissend, dass es für uns gerade unerträglich ist. Sie wundern sich, weshalb wir zum x-ten Mal eine Partyeinladung absagen, beim Familienfest in der Ecke stehen und uns an ein Glas klammern… wahrscheinlich finden sie es komisch, wie wir uns verhalten…. irgendwie sonderbar.
Und wir? Wir stehen da und wollen das Kind nicht auf den Arm nehmen. Alles sträubt sich dagegen. Wir wollen keine Schwangerschaftsverkündigungen hören – und keine Schwangerschaftsgeschichten und -probleme. Weshalb? Weil es uns einen Spiegel vor hält… weil wir merken, dass jemand anderes genau das hat, was wir selbst erträumen und ersehnen. Wir wollen einfach Abstand haben – weil uns andere zu nahe kommen in einer Situation, in der wir keine Kraft haben. Keine Kraft für andere, keine Kraft für Geschichten anderer Menschen… die einzige Kraft die wir haben, investieren wir dort, wo wir (Achtung!) denken, sie würde uns nutzen: In den Selbstschutz; in die Vermeidung; in die Abwendung.. und in die Fassade „haha… wie nett… och – Du Arme… oh, süßes Baby… ja – nö – mir geht‘ ganz gut… weisst ja, viel zu tun im Job… und die große Reise im Sommer..“.
Was passiert? Wir belügen uns selbst (= kostet viel Kraft), wir belügen andere (= kostet viel Kraft)… und wir täuschen uns selbst (= wir versuchen es) und wir täuschen andere (= klappt, je nach Schauspielkunsttalent, oft). Und unter’m Strich? Wir geben Kraftreserven aus; so lange, bis wir tief, tief im Minus sind. Und wir haben kaum eine Möglichkeit, sie wieder aufzuladen. Dauerzustand: Erschöpfung, Trauer, Müdigkeit.
Ist das wirklich gut? Ich bin mir da nicht sicher.. ganz im Gegenteil sogar.
Mit der Kundin, die mir diese Zeilen schrieb (Ihr erinnert Euch, ja? Ganz Anfang von diesem Post!) haben wir erarbeitet, wem sie vertraut – und wer ihr aber gleichzeitig mit den ausgesprochenen und unausgesprochenen Erwartungen das Leben emotional so schwer macht. Und sie ist zu dem Ergebnis gekommen, dass sie diesen Menschen Vertrauen entgegen bringen will… und – so schwer es ihr auch gefallen ist – einmal die Kräfte bündeln will, um diesen Menschen zu sagen, wie es ihr geht – was Ihr großes Thema ist… und wie schwer es ihr fällt, ständig eine Fassade hochhalten zu müssen, damit die anderen nur ja nicht merken, wie es ihr wirklich geht.
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Und – welches Ergebnis ist dabei herausgekommen? Sie schreibt „mir geht es viel besser“! Ja, diese Erfahrung mache ich als Kinderwunsch Coach oft… wer den Mut aufbringt und noch einmal alle Kräfte bündelt um mit den Menschen im Umfeld, die vertrauenswürdig sind und die einem nah‘ genug sind, offen über die Sehnsucht nach einem Kind und die damit verbundene Lebenslage zu sprechen, der erfährt oft einen enormen Rückhalt. Wer es dann noch schafft auch zu vereinbaren, wie künftig miteinander umgegangen werden soll (von „bitte nicht ansprechen; wenn ich reden will, dann melde ich mich“ bis zu „leih‘ mir doch mal Dein Baby, damit ich ein bißchen am Kinder-Erleben teilhaben kann“ ist alles denkbar!), der braucht zwar einmalig Kraft… aber danach wird es leichter. Und die Kraft, die dann übrig bleibt, ist sicherlich gut eingesetzt zur eigenen Stärkung!
Wenn unsere engsten Mitmenschen Bescheid wissen, was uns so tief und oftmals über Jahre hinweg beschäftigt und wenn man dann sogar noch neue gemeinsame „Spielregeln“ vereinbart hat, dann schafft Ihr Euch – für Euch selbst! – einen Schutzraum… einen Raum, wo Ihr sagen dürft, wie es Euch gerade geht. Wo Ihr so sein dürft, wie Ihr gerade seid. Und wo Ihr auch mal eine Teilnahme an dem eigentlich unumgänglichen Termin (Geburtstagsfeier der Schwiegereltern, Kinderparty der Freundin oder was auch immer) absagen könnt.. weil die Person dann weiss, dass Ihr nicht komisch seid – sondern „nur“ gerade schwer an Eurer Situation zu tragen habt. Wer das schafft, sich diese Schutzräume zu bauen, der wird – da bin ich ziemlich sicher – schnell merken, wie gut das tut. Weil Ihr nichts mehr vorspielen müsst.. weil Ihr einen Weg gefunden habt, wie Ihr Euch Kraft spart.
Überleg‘ mal, ob das nicht auch ein gangbarer Weg für Dich wäre… damit Du es endlich leichter hast, Dein Leben trotz des Kinderwunsches gut zu leben!
Ich wünsche Dir, dass es Dir so geht wie dieser Kundin, die sagt „Es geht mir so viel besser!“.
Ich bin da, wenn Du das Gefühl hast, dass ich Dich unterstützen könnte. Melde Dich gerne (Kontakt klick hier!).
Gönn‘ es Dir, Dich gut um Dich selbst zu kümmern… denn Du bist im Moment die wichtigste Person!
Alles Gute,
Franziska Ferber