Neues KiWu-Interview: „Wenn der Kinderwunsch Optimisten aus dem Konzept bringt“

Wie schön ist das denn? Eine neue KiWu-Geschichte… die natürlich nicht schön ist, jedenfalls ist es nicht schön, wenn sich jemand wie Steffi aus München so sehnlich ein Kind wünscht und dieses nach so vielen Versuchen noch immer nicht bekommen hat. Aber was schön ist, ist dieser Gedanke von ihr… diese Würdigung an ihren Körper, von der sie schreibt. Sie geht so weit zu sagen „Mein Körper ist ein Wunderwerk“! Sie hadert nicht, dass Ihr Körper noch nicht ihren Kinderwunsch erfüllt hat – sie dankt ihm. Und das finde ich wunderbar und als ich es gelesen habe, habe ich Gänsehaut bekommen. Mal sehen, ob es Euch auch so geht. Bühne frei für Steffi und ihre Optimisten-aus-dem-Konzept-Kinderwunsch-Geschichte:

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„Das Licht der Welt erblickte ich 1988 in der schönen bayerischen Landeshauptstadt. Hier hoffe ich auch seit Mai 2015, dass mein Nachwuchs das Licht der Welt erblicken wird. Trotz gesunder Ernährung und Sport hätte ich wahrscheinlich mit meiner Plus-Size Figur eine gute Muse für Rubens abgegeben. Mit meiner positiven, kämpferischen Natur konnte mich so schnell nichts aus dem Konzept bringen. Ich habe schon einige gesundheitliche Herausforderungen meistern müssen und dabei stets zu meiner Zuversichtlichkeit zurückgefunden. Doch der Kinderwunsch stellt mich vor bislang ungewohnte Herausforderungen.

Wie eine innere Unruhe hat mich schon seit vielen Jahren das Gefühl begleitet, dass es mit dem Schwangerwerden für mich vielleicht nicht so einfach ist, wie es bei anderen immer den Anschein macht. Da war immer dieser gefühlte Knoten im Bauch, der mir gesagt hat: »Das wird schwer«. Doch da ich ja vom Sternzeichen Optimist bin, stürzten wir uns munter in die Familienplanung.

Da sich die ersten drei Zyklen nichts getan hat, außer dass ich schön regelmäßig alle 33 Tage Besuch von meiner Periode bekam, fingen wir an Ovulationstests zu durchzuführen. Und hier machte sich plötzlich die Gewissheit breit, dass ich Monat für Monat keinen Eisprung hatte. Also ab zum Frauenarzt und da war sie, die Diagnose:

PCOS (Polyzystisches Ovar-Syndrom). Der Knoten im Bauch, welcher all die Jahre über anonym anwesend war, hatte soeben einen Namen bekommen.

Durch ein vom Urologen angefertigtes Spermiogramm kam dann der nächste große Rückschlag. Eine Insemination wurde empfohlen und somit konnten wir uns die Überweisungen in die Kinderwunschklinik abholen. Wenn man dann auf der Überweisung auch noch schwarz auf gelb lesen muss: Primäre Ehesterilität – Reproduktionsmedizin reißt einen das aus dem Konzept.

Plötzlich war mein ganzer Optimismus weg. Eine rational nicht erklärbare Angst kam auf. Eine schlimme Zeit brach an, die erst durch den Termin in der Klinik wieder abgemildert wurde. Auch wenn der Arzt hier bei weitem nicht so sympathisch war, wie er auf dem Foto der »Über uns!«-Seite auf der Homepage aussah und ich die Aussagen »Ihre Unfruchtbarkeit liegt sehr wahrscheinlich an Ihrem Übergewicht.« , »Wir lassen Sie am besten auch gleich auf Diabetes testen.« alles andere als charmant und einfühlsam fand, klang der Behandlungsplan vielversprechend. Low-dose GV stand auf dem DIN A4 Blatt geschrieben. Soll heißen: Zuerst Hormone spritzen, um einen Follikel zu züchten, und dann Geschlechtsverkehr. So weit der Plan.

Also im ersten Zyklus brav gespritzt und dann ab zum Ultraschall. Diesmal bei einem der nettesten Gynäkologen, den ich je getroffen habe (und das sind inzwischen schon wirklich viele). Follikel war da und sprungreif, also konnte der Eisprung ausgelöst werden. „Hallo Optimismus!“, kann ich da nur sagen, endlich fühlte ich mich wieder auf der Gewinnerstraße. Sex auf ärztliche Anordnung war dann angesagt. Das war eine extrem komische Situation und hatte gar nichts mehr mit romantisch ein Babyzeugen zu tun. Ich war so aufgeregt, wie ein Teenager vorm ersten Mal. Diese Erfahrung war wirklich schlimm und als wir dann auch noch zum Postkoitaltest mussten, war es mit der Privatsphäre unwiederbringlich aus. Ich versuchte mir vor Augen zu halten, dass das alles nur für das Ziel »Baby« ist, dass ich das alles auf mich nehme, um einem Kind das Leben zu schenken. Und immer wenn ich gerade wieder voller Hoffnung und positiv gestimmt war, kam der unmittelbare Rückschlag. Keine Spermien nachweisbar beim Postkoitaltest. Also blieb uns als Nächstes doch nur der Weg über die Insemination.

Zum Glück war es möglich, zu dem netten Arzt zu wechseln, denn ich glaube, dass ein gutes Arzt-Patienten Verhältnis extrem wichtig ist für eine erfolgreiche Behandlung. Wenn man sich unwohl oder einfach nur abgefertigt fühlt, wird man nur noch unsicherer und vergräbt sich am Ende in seine Trauer. Denn es wird nicht immer alles so laufen, wie man es sich vorgestellt hat. Das war leider häufiger der Fall, denn ein Erfolg der fünf Inseminationen blieb aus.

Mit jeder Periode zwischen den Inseminationen kam eine unendliche Traurigkeit über mich herein. Es fühlte sich wie ein riesiger Verlust an, der mir das Herz zerrissen hat. Immer wieder geholfen hat mir in diesen Momenten der Songtext von Sunrise Avenue´s »You can never be ready« (auch wenn er wahrscheinlich nicht für einen unerfüllten Kinderwunsch geschrieben wurde, passt er für mich prima):

Sometimes our hearts get broken
But keep them open
Cause when it comes
You can never be ready 

Hold on, you can’t let go now
This is your time
Hold the line
You can never be ready 

I’ve been there too, you know
It made me hurt
I thought I would die, but hey,
Still here, still breathing

Als Optimist versucht man aus jeder Situation das Beste zu machen und die positiven Aspekte zu sehen. Ja, auch diese lassen sich aus einem Berg an negativen Schwangerschafts-, Ovulations- und sonstigen Fruchtbarkeitstests erkennen: MEIN KÖRPER IST EIN WUNDERWERK!

Das, was mein Körper Monat für Monat leistet, muss erstmal jemand nachmachen. Ich habe in der Zeit, in der ich bislang vergeblich auf mein kleines Wunder gewartet habe, so viel über meinen Körper und seine Funktionen gelernt, dass ich mich selber inzwischen einfach richtig wohl in meiner Haut fühle (egal ob es hier oder da eine Delle oder Rundung zu viel gibt). Vor allem meinem Bauch gegenüber habe ich die Einstellung drastisch geändert. Er wird nicht mehr mit Diätplänen geärgert oder beschimpft, weil da schon wieder der Knopf von der Hose nicht zugehen will. Mein Bauch gehört zu mir und ich pflege und verwöhne ihn. Inzwischen ist es schon fast ein Ritual, dass ich ihn abends, und wenn es die Zeit zulässt auch mal morgens, mit einem Massageöl einreibe (am liebsten mag ich hier das Schneewittchen- oder Vetiver-Öl) und so für eine gute Durchblutung und noch viel mehr für Wohlbefinden sorge.

Ein weiteres Wunder meines Körpers ist die Periode. Früher habe ich diese immer negativ betrachtet. Sie schmerzt, nervt, stört und ist doch im Grunde genommen überflüssig, waren zumindest einstig meine Gedanken dazu. Inzwischen sehe ich sie aber als einen wunderbaren Mechanismus meines Körpers, sich zu reinigen und auf etwas Neues vorzubereiten. Auf etwas Großartiges, das sich dann hoffentlich in dieses frisch vorbereitete warme, weiche und nährhafte Bett meiner Gebärmutter einnistet. Und auch wenn es mir jedes Mal wieder aufs Neue das Herz zerreißt, wenn ich statt eines positives Schwangerschaftstests meine Periode bekomme, muss ich mir immer wieder sagen, dass jede Periode der Anfang einer Schwangerschaft sein kann!

Ich hätte ohne die liebevolle Unterstützung meiner besten Freundin, meiner Schwester, meiner Mutter und auch einiger Leidensgenossinnen vermutlich sehr oft aufgegeben – mich, meinen Kinderwunsch möglicherweise sogar meine Ehe. Diese Zeit ist wirklich eine Belastung für jeden Bereich im Leben. Der Kinderwunsch drängt sich überall hinein, auch dort, wo man ihn nie vermutet hätte. Doch die vielen Gespräche und aufmunternden Worte brachten immer die Optimistin und Kämpferin in mir wieder hervor. Anfangs wollte ich zwar noch mit niemandem darüber sprechen, schämte mich fast schon dafür, dass wir diese Fruchtbarkeitsprobleme haben. Seit ich angefangen habe, offen damit umzugehen, geht es mir so viel besser. Es ist so unendlich schade, dass ein unerfüllter Kinderwunsch oder auch Fehlgeburten ein solches Tabuthema ist. Wir müssen anfangen darüber offenherzig zu reden, uns auszutauschen und lernen, dass wir mit diesen Problemen nicht alleine sind! Und vor allem, dass es keinen Grund gibt sich minderwertig zu fühlen.

Das A und O zum Bewältigen meiner Berg- und Talfahrten, und ja ab und zu ging es gefühlt vom Gipfel auch direkt ins Bergwerk, war es darüber zu reden!

Im Moment stehen wir vor dem großen Schritt zur IVF. Ich benutze absichtlich nicht den Begriff »künstliche Befruchtung«, denn ich finde diese Beschreibung nicht richtig. Es ist eine assistierte, extrakorporale aber dennoch natürliche Befruchtung. Ich habe wunderbare Menschen für diese Zeit an meiner Seite, die mich stärken. Außerdem einen sehr kompetenten, sympathischen und empathischen Arzt (ja, ich komme bei diesem Gynäkologen echt ins Schwärmen), eine erfahrene und liebevolle Heilpraktikerin und noch viel, viel mehr Hoffnung, dass dies der Weg ist, welcher mich nach meinem Kinderwunsch-Marathon endlich ans Ziel bringt! Denn das ist ein Kinderwunsch oft: ein Marathon und kein Kurzstrecken-Sprint!“

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Geht es Dir auch so, dass Steffi eine ganz besondere aber sehr warme Sichtweise auf sich selbst und ihren Kinderwunsch hat? Ich muss sagen, ich finde das zauberhaft, wie sehr sie das, was letzten Endes ein Kind hervorbringen soll, schätzt und würdigt – ihren Körper, der das alles erst ermöglicht, was sie sich wünscht.

Ein schöner Perspektivwechsel…  nicht immer macht es Sinn, sich selbst zu ‚beschuldigen‘. Manchmal kann es viel leichter sein und helfen, wenn man es schafft, die Dinge ‚umzukrempeln‘ und neu für sich zu benennen. Dieser Wechsel der Sichtweise zeigt, wie viel es einem besser gehen kann – trotz des Leids – wenn man es schafft, nicht mit sich selbst und seinem Körper zu hadern. Steffi glaubt an ihren Körper und ihren Traum. Und ich wünsche ihr natürlich von Herzen, dass die IVF erfolgreich und sie bald Mutter werden darf.

Übrigens: ich bin davon überzeugt, dass der persönlich begleitete und mit richtig viel Austausch versehene Kurs „Meine Gedanken im Hamsterrad“ für jede Frau eine richtig gute, hilfreiche Unterstützung ist… gerade, wenn die Hoffnung so groß wie bei Steffi ist. Wenn Du magst, kannst Du Dich hier näher über den Kurs informieren:
>> „Meine Gedanken im Hamsterrad“ (klick)

Alles Gute wünsche ich Dir!

Viele liebe Grüße,

Franziska Ferber
von www.kindersehnsucht.de
Coaching – spezialisiert auf den Kinderwunsch!