Mir war gar nicht klar, wie krass der Kinderwunsch sich auswirkt!

Es ist noch nicht lange her, da war ich unterwegs in Hessen. Dort habe ich einen Vortrag darüber gehalten, was Kinderwunschfrauen durchmachen müssen. 
Gesprochen habe ich vor medizinischem Fachpersonal. Tatsächlich waren ausschließlich Frauen anwesend – dafür aber ziemlich viele 😉 -, deren Beruf es ist, Frauen in gynäkologischen Fragen zu begleiten und zu unterstützen. 

Und während ich von meinem Kinderwunsch-Weg erzählt habe, habe ich die Gesichter der Anwesenden beobachtet – natürlich. Und es war – wie immer – unglaublich: Aufmerksamkeit, Erstaunen, Fassungslosigkeit – und viel Rührung. 


Der medizinische Alltag dieser Frauen besteht daraus zu sehen, dass sich Frauen „schwer tun“, schwanger zu werden. Diese Frauen hören in meinen Vorträgen oftmals das erste Mal, wie gravierend und vielfältig sich der Kinderwunsch auf Betroffene auswirkt. So wurde mir gestern nach meinem Vortrag wieder und wieder gesagt, dass ihnen gar nicht klar gewesen wäre, wie heftig sich diese unerfüllte Sehnsucht auf die Psyche und „den Alltag“ auswirkt….  dass sie in ihrer hohen beruflichen Taktung den Fokus auf die Behandlung selbst legen würden – aber manches Mal aus dem Blick verlieren würden, dass das, was eine Kinderwunsch-Frau durchlebt um ein Vielfaches mehr ist als „nur“ die wahrzunehmenden Termine und die folgende Medikation.

Wenn der Druck so riesig ist, dann kann es eben auch mal sein, dass man als Patientin äusserst angespannt oder ängstlich ist. Dann kann es passieren, dass man in der ganzen Komplexität 3x (50x?) nachfragt, einen Termin ändern möchte (damit es irgendwie machbar bleibt) oder – selten – auch mal den „falschen Ton“ erwischt. Denn ja, die Belastung ist enorm und geht weit über Termine und Medikamente hinaus, denn es geht um das ganze Leben.

Du als Kinderwunschfrau weisst, wovon ich spreche. Nicht wahr? Du kennst es aus Deinem eigenen Erleben, wie es ist…. 

  • im Beruf auf der Bremse zu stehen (oder dazu gebracht zu werden, weil angenommen wird, dass sie „ja eh bald schwanger ist) oder den Job nicht wechseln zu „können“, weil man dann in der Probezeit nicht abgesichert wäre und so weiter….
  • wenn sich Freundschaften verändern, weil die Freundin schwanger wird oder ein Baby hat und man es so schwer aushält, dass man selbst nicht auch dazu gehört und zudem gemeinsame Themen und Unternehmungen weniger oder vielleicht sogar in der gewohnten Form unmöglich werden,
  • die Finanzen einen plagen, weil das verfügbare Geld in den Kinderwunsch investiert wird – statt in Urlaube, Lebensfülle und -freude oder gar die Kindererstausstattung,
  • die Gesundheit einem Stück für Stück mehr zu schaffen macht, weil die Hormone wirken, die Sorgen gross, der Schlaf schlecht und von Erholung per se schon keine Rede mehr sein kann,
  • die Familie Erwartungen an einen hat, die eigenen Eltern gerne Großeltern würden und somit auch sie einen unerfüllten (Enkel-)Kinderwunsch haben, während Geschwister, Cousins oder wer auch immer einen „überholt“ und viele Fragen und Annahmen auf einen einprasseln,
  • die Partnerschaft sich krass verändert – weil es auf einmal nicht mehr (nur) um das glückseelige, verbundene „wir werden eine Familie“ geht sondern man sich mit „Verursacherfragen“, der Suche nach Gründen und der „Schuld“ auseinandersetzen muss und dabei häufig die innere Frage aufkommt, ob man mit einem anderen Partner bessere Chancen hätte… 
    ….und der Umgang mit der Frage, wie ein Paar leben möchte, wenn sich herausstellt, dass der Kinderwunsch sich nicht erfüllen wird, setzt dem Ganzen nur noch die (Dornen-)Krone auf…
  • und dann wollen wir bitteschön mal nicht die eigene Persönlichkeit vergessen! Auf einmal muss man einen Umgang mit Ängsten und Zweifeln finden, mit Traurigkeit und Verzweiflung, mit Unsicherheit und einem veränderten Wesen… was, wenn man sich kaum noch selbst erkennt? Was, wenn man glaubt, ohne Kind nicht glücklich leben zu können? Das sind Erschütterungen, die eigentlich Frauen zwischen Mitte Zwanzig und Anfang Vierzig nicht unbedingt erleben – Kinderwunschfrauen jedoch in erschütternder Heftigkeit.

Ich nehme in meinen Vorträgen kein Blatt vor den Mund. Ich glaube, ich beschönige nicht und ich dramatisiere nicht. Ich glaube, ich erzähle „nur“ davon, wie es ist… und wie krass es ist, wenn man einen Kinderwunsch hat und sich so zerrissen fühlt.

Wenn ich einen Vortrag halte, spreche ich über das, was ich selbst erlebt habe. Und ich erzähle davon, dass ich wahrlich kein Einzelfall bin sondern nahezu jede der Frauen, die ich (in meinen Online Coaching Kursen oder in den persönlichen Coachinggesprächen am Telefon oder im Büro) begleite, Ähnliches erlebt. 

Wenn wir all‘ das zusammennehmen, was den Kinderwunsch – neben der unerfüllten Sehnsucht an sich – so dramatisch macht, dann erkläre ich, dass es oftmals um das Aushalten von Aspekten geht, auf die wir weder gesellschaftlich noch durch die Erziehung vorbereit werden: 

Enorme Belastung ohne Garantie auf Erfolg
Völliges Ausgeliefertsein – der Kontrollverlust des „Nichts tun können“
Scheitern – versagen, es nicht „zu schaffen“

Wir wissen nicht, wie man Garantielosigkeit und Kontrollverlust aushält. Wie hält man es aus, bei etwas, das eine enorme Bedeutung für einen selbst hat, zu scheitern? 

Wir alle sind gewohnt, uns anzustrengen – Leistung zu bringen. Selbst wenn es schwer ist, reisst man sich zusammen und geht es an. Manchmal müssen wir uns sehr anstrengen… und am Ende „gewinnen“ wir. Mühe lohnt sich.

Wir sind es gewohnt, dass es Anforderungskataloge (wie in Prüfungen) gibt: Wenn Du Dieses und Jenes gut genug kannst, wirst Du Erfolg haben – Dein Ziel erreichen. Und genau mit dieser Strategie – diesem Handlungsgrundsatz der Anstrengung und des „Alles tun“ – gehen Kinderwunschfrauen an die Behandlung heran. Nach dem Motto: „Tu‘ genug – dann wird es gelingen.“

Ich erinnere mich, dass mir damals zu Beginn der Kinderwunschbehandlung gesagt wurde, dass wir 25% Chance hätten. Ich fand‘ das viel. Und ich dachte: Gut, dann müssen wir 4 Versuche machen – dann haben wir 100%… und ein Kind. Pustekuchen. Bis zum 4. Versuch bin ich gar nicht mehr gekommen – wer mein Buch „Unsere Glückszahl ist die Zwei“ gelesen hat, weiss, weshalb. 

Schau‘ doch mal (von Außen) auf Deinen Umgang mit dem Kinderwunsch und dem, was Du denkst, fühlst und erlebst. Versuche mal, Deine Herangehensweise und Deine Strategie zu verstehen. Was hast Du bisher getan, um gut mit den heftigen Belastungen und Enttäuschungen umzugehen – was hat wirklich gut funktioniert? Und was nicht? Wo kommst Du nicht weiter?
Wo stellst Du Dir Fragen nach dem „wie kann ich weiter gehen“ – wo findest Du keine Antworten auf die Erschütterungen, die Du fühlst?

Wo sind grosse Fragen – und statt Antworten nur schwarze Löcher?

Wenn es sich anfühlt, als hättest Du zwar jede Menge Fäden – diese aber total verheddert, durcheinander und verknotet sind (wie Wolle in einem unsortierten Wollknäulkorb), dann ist es Zeit, aufzuräumen… Klarheit zu gewinnen… die Fäden aufzuwickeln, zu strukturieren, zu ordnen.


Wenn Du Ordnung in Deinem Kopf und Deinen Möglichkeiten aber tatsächlich auch in Deiner (Bewältigungs-)Strategie hast, weisst Du (wieder), was Du weiter tun solltest, was Du sinnvollerweise noch tun könntest (und ich meine das definitiv nicht (nur) medizinisch!) und wie Deine nächsten Schritte aussehen.

Darf ich Dir zur Seite stehen?
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Pass‘ gut auf Dich auf! Der Kinderwunsch ist verdammt hart auszuhalten – ja, er ist teilweise wirklich brutal für die Seele. Du bist doch nicht „irre“ oder „krank“, weil Du kämpfst. Du bist „nur“ in einer unglaublich aussergewöhnlichen Situation. 

Es ist einfach so unglaublich hart!  Du darfst es schwer finden!
…und nun haben wieder ein paar Frauen mehr gehört, wie krass diese Lebensphase ist, die Du gerade durchmachst! 

Alles Liebe und viel Kraft!

Kinderwunsch Coaching - Beratung und Unterstützung bei Kindersehnsucht