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Ungewollt kinderlos – ein Plädoyer für mehr Verständnis für Betroffene

Ich habe einen langen Artikel für Facebook und die sozialen Medien geschrieben und ihn am Tag vor Muttertag veröffentlicht. Mir war/ist es wichtig, ein Bewusstsein bei den Menschen zu schaffen, die sich (für sie: Gott sei Dank) noch nicht mit unserer Situation der ungewollten Kinderlosigkeit beschäftigen mussten. Mir ist bewusst, dass es eine ganze Vielzahl von schwierigen Konstellationen zu Muttertag gibt. Mir geht es in diesem Text allerdings um diejenigen, die ungewollt kinderlos sind. Ich habe nicht den Anspruch einen Grundsatztext zu schreiben, der ALLE schwierigen Situation im Rahmen des Muttertages anspricht.

Ich habe diesen langen Artikel für alle von uns geschrieben… und für diejenigen, die um uns herum sind. Um aufzuklären, zu sensibilisieren. Und weil es mir ein solches Anliegen ist, für uns alle, die wir ungewollt kinderlos sind, in „die Bresche“ zu springen, zeige ich Dir meinen Text auch hier. Schau:

Muttertag.

Es ist wunderbar, dass wir an diesem Tag diejenigen ehren, die sich für ihre Kinder einbringen. Morgen ist jedoch auch der Tag, der viele Frauen – immerhin jede 7. in Deutschland – in den Schatten stellt. Muttertag ist auch ein Tag, der all‘ die ungewollt kinderlosen Frauen besonders stark mit ihrer ungewollten Kinderlosigkeit konfrontiert.

Nicht jede Frau kann ein Kind bekommen.

Nicht jedes Paar kann ein Kind bekommen.

Manche Frauen fühlen sich als Mutter – ohne das Du es weisst und das Kind sehen kannst. Immerhin 25% der Frauen erleiden Fehlgeburten. Ein Viertel. Die meisten schweigen darüber – und leiden an Muttertag besonders, weil sie nicht als Mutter wahrgenommen werden.

Das, was für viele Menschen das scheinbar „Normalste“ der Welt ist, ist für jedes 7. Paar in Deutschland das Schwierigste überhaupt. Übrigens: Körperlich und seelisch. Wer ungewollt kinderlos ist, fühlt sich nicht selten unvollständig, hadert mit seiner Weiblichkeit, hat Angst, den Kontakt zu Freundinnen und damit Rückhalt zu verlieren.

Wer ungewollt kinderlos ist, fühlt sich oft an den Rand gedrängt. Oft leiden Betroffene unter tiefster Erschütterung ihrer Werte und ihres Weltbildes. Oft bricht damit ein ganzer Lebensentwurf zusammen. Ungewollt kinderlose Menschen fühlen sich oft erschüttert in ihrem Selbstwert.

Nicht selten erlebe ich es als Kinderwunsch Coach, dass aus einer eigentlich lebenslustigen, aktiven Frau nach und nach so etwas wie ein „scheues, verunsichertes Reh“ wird.

Wer ungewollt kinderlos ist, der macht womöglich eine der schwersten Zeiten durch. Muttertag ist nicht das eigentliche Problem. Es ist „nur“ ein Tag. Aber es ist eben auch ein Tag, der für ungewollt kinderlose Menschen genau das in den Fokus rückt, was ihnen selbst verwehrt bleibt. Genau deshalb ist es so schmerzhaft.

Wer all‘ das durchleidet, hat oft nicht mehr die Kraft, das in seinem Umfeld auch anzusprechen. Wer mit seiner großen Sehnsucht und all‘ der Unsicherheit, Verzweiflung, Trauer und Traurigkeit kämpft, kann möglicherweise nicht mehr anders, als sich zurück zu ziehen und bspw. von „Feierlichkeiten“ fern zu halten – aus Selbstschutz; nicht aus Zurückweisung.

Und daher gratuliere ich allen Frauen, die das große Glück erleben dürfen Mutter zu sein.

Mein tiefes Mitgefühl liegt jedoch bei den Frauen, die selbst so, so gerne Muttertag feiern würden – und die genau deshalb unendlich traurig sind. Denn auch sie hätten gerne Muttertag gefeiert. Dass sie kein Kind bekommen haben, ist nicht ihr Fehler – sie haben nichts falsch gemacht.

Sie sind „einfach nur“ in einer verdammt schwierigen Situation. Wer als ungewollt kinderloser Mensch an Muttertag traurig ist, der darf das. Denn es heisst „nur“, dass diese Frau auch von Herzen gerne Mutter geworden wäre. Und weil sie es nicht ist und wir ja hier von etwas sehr Existentiellem sprechen, hat sie jede Wärme und Unterstützung verdient.

All‘ die gängigen und gleichzeitig so falschen Ratschläge und Wundergeschichten (á la „das wird schon noch“ oder „Du musst daran glauben“ oder auch „als xy dann eine große Reise gemacht / den Job gewechselt / whatever hat, wurde sie einfach so schwanger“) hat niemand verdient. Sie nutzen nicht. Sie schaden. Immens.

Ein Kind zu bekommen und Mutter zu werden ist nicht das Ergebnis von Leistung. Ein Kind ist keine Belohnung. Es ist keine Auszeichnung, keine Medaille. Wer ein Kind bekommt und Mutter werden darf, hat schlichtweg ganz großes Glück.

Wem die Mutterschaft verwehrt bleibt, hat unendlich Pech. Es ist niemals auf Fehlverhalten zurück zu führen. Niemand hat „alles richtig“ gemacht, weil er ein Kind bekommt. Niemand hat etwas falsch gemacht, weil er ungewollt kindlos ist. Eine intakte Schwangerschaft ist wohl mit das letzte große Rätsel der Menschheit. Auch die Reproduktionsmedizin ist noch eine ziemlich neue medizinische Disziplin. Wir wissen so Vieles nicht über die menschliche Fortpflanzung. Und genau deshalb geht es nicht um Leistung und Ausschöpfung von Möglichkeiten.

Wer sich ein Kind wünscht und es nicht bekommt, hat „einfach nur“ fürchterliches Pech.

Ein ungewollt kinderloser Mensch ist nicht weniger wert als jemand, der das große Glück hatte, ein Kind zu bekommen.

Vielleicht hast auch Du eine Frau in Deinem Umfeld, bei der Du Dich schon gewundert hast, dass sie kein Kind hat. Wenn ja, dann kann es sein, dass sie ihre ungewollte Kinderlosigkeit „nur“ nicht thematisiert hat.

Du weisst nicht, was sie schon alles durchlebt und auf sich genommen hat, um auch Mutter sein zu dürfen. Und daher meine große Bitte an Dich: Solltest Du jemand um Dich haben, der ungewollt kinderlos ist, dann schenke auch diesem Menschen ein warmes Wort. Du musst dabei den Kinderwunsch gar nicht ansprechen; schon gar nicht, wenn Du um die Situation dieses Menschen nicht genau Bescheid weisst. Vielleicht reicht auch ein warmes Wort aus, um diesem Menschen ein kleines Stückchen Halt zu geben?

💕 SPREAD LOVE!

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