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Ungewollt kinderlos: Wie ich entschieden habe, Abschied zu nehmen

Vor 11 Jahren habe ich mir den Kiefer gebrochen.
Vor 11 Jahren war ich nach 3 – mit (fast) kompletten Nullbefruchtungen – gescheiterten ICSIs zwar auf dem Weg zu ICSI Nr. 4. Aber dieser Tag – heute vor 11 Jahren – hat Alles verändert.

Ich weiss es noch genau. Ich glaube, es ist nicht nur Teil meiner Biografie sondern auch Teil meiner DNA geworden.

Vor 11 Jahren war es auch ein Sonntag. Und ich war (und das war damals sehr (sehr!) selten) ausnahmsweise einmal ausgeschlafen und gut drauf. Die Sonne schien, während ich aus meinem Küchenfenster schaute und auf meinen ersten Kaffee wartete.
Und dann passierte, was auch die Ärzte umschrieben mit „so etwas passiert einer jungen und gesunden Frau nicht ohne, dass da etwas ist“.

Bums. Ich bin – einfach so und ohne Ankündigung – ohnmächtig geworden und zuerst auf der Küchenplattenkante aufgeschlagen und dann – ungebremst – auf dem Küchenboden unterhalb des Kühlschranks aufgeschlagen.
Als ich wieder zu mir kam, war mir klar, dass „etwas“ passiert ist. Ich wusste, es ist ernst. Was ich mir „angetan“ hatte, wusste ich noch nicht. Das stellte sich dann einige Stunden später in der Klinik, in die ich mit dem Notarzt gebracht wurde, heraus: Kieferbruch.
Aber das war „nur“ die eine Diagnose. Denn ich wurde eine ganze Woche lang „auf den Kopf“ gestellt – übrigens mit zusammengeschnürtem Kiefer (wusstest Du, dass man sich die Zähne selbst auch „stauchen“ kann und dann nicht einmal mehr aus einem Strohhalm saugen kann?!?!?). Nachdem die Ärzte „Nichts“ fanden, was meine Ohnmacht hätte medizinisch erklären können, haben sie eine „Task Force“ mit meinen damals behandelnden Kinderwunschärzten gebildet und auch diese ganzen Behandlungen und Strapazen in ihren medizinsichen Evaluierungsprozess einfliessen lassen.

Das Ergebnis der ärztlichen Konsultationen und meine „Diagnose“: Vollkommene Erschöpfung – sowohl des Körpers (daher wohl die Ohnmacht; mein Körper hatte einfach „zugemacht“ und gesagt „es reicht“ bzw. „mehr geht nicht“) als auch meiner Seele.

Ein paar Tage später saß mein Mann bei mir am Krankenhausbett… und blicke mich ganz ruhig aber auch sehr klar an und stellte mir eine einzige Frage. Sie lautete: „Bist Du Dir sicher, dass wir mit den Kinderwunschbehandlungen noch auf dem richtigen Weg sind, wenn wir Dein Leben riskieren um ein neues Leben zu kreieren?“

Ich bin ihm bis heute dankbar, dass er mir nicht einfach sagte „Schluss… jetzt ist Schluss“ sondern mir „nur“ diese Frage stellte, die mir so viel Raum für meine eigenen Gedanken liess… die es mir ermöglicht hat, an Hand einer einzigen aber sehr klaren Frage, mir meine eigene Meinung zu bilden – unter Berücksichtiigung aller Teile in mir.

„Bist Du Dir sicher, dass wir mit den Kinderwunschbehandlungen noch auf dem richtigen Weg sind, wenn wir Dein Leben riskieren um ein neues Leben zu kreieren?“

Was für eine Frage – was für eine so viele Faktoren, Wünsche, Hoffnungen, Sorgen und Ängste umfassende Frage.

Meine Antwort kam nicht sofort. Natürlich nicht.
Sie brauchte ihre Zeit. 

Erst schwankte ich. Dann gab es eine Tendenz. Die aber habe ich dann auch noch mal eine ganze lange Weile lang für mich immer wieder überprüft und hinterfragt – so lange, bis ich wusste, dass das, was sich erst als Tendenz abgezeichnet hat, für mich richtig ist.
Am Ende habe ich mich entschieden: Gegen das weitere aktive Verfolgen des Kinderwunsches – gegen weitere Behandlungen.
Einen Kinderwunsch habe ich bis heute – denn es gehört zu mir, meiner Persönlichkeit, meinen Werten und Weltvorstellungen, dass ich gerne Mutter geworden wäre.
Ich habe mich damals „nur“ entschieden, diesen Kinderwunsch nicht mehr aktiv zu verfolgen.

Das war der Anfang eines weiteren langen Weges. Aber heute – 11 Jahre später – sage ich: Es war die richtige Entscheidung. Die richtige Entscheidung für mich und für uns.

Mir hätten damals Vorbilder geholfen… Frauen, die diesen Weg schon gegangen sind und auf die ich mich hätte stützen können; denen ich hätte Fragen stellen und von deren „Learnings“ ich hätte profitieren können. Es gab sie nicht. 

Lange Zeit fühlte ich mich wie eine „Blinde in der Dunkelheit“, denn ich wusste, dass die Entscheidung für mich richtig ist.. aber ich hatte niemand, der mich an der Hand nahm, mich in meinen Fragen und Unsicherheiten aber auch tatsächlichen Ängsten ernst genommen und ein wenig „Kerzenlicht“ hätte spenden können. 

Letztendlich habe ich meinen Weg gefunden. Aber ich bin oft gestolpert und habe mich auch manches Mal verirrt – weil ich niemand hatte, der mir den Weg beschrieben hätte und eine Laterne gereicht hätte.

Vor 11 Jahren begann ein Weg, der immer noch nicht zu Ende ist. Und damit meine ich nicht, den Kinderwunsch. Ich meine damit, dass ich damals auch beschlossen habe, genau das für die Frauen zu leisten, was mir selbst so sehr geholfen hätte.

11 Jahre später kann ich sagen, dass ich jeden Tag mit all‘ dem, was mich ausmacht, für die Frauen da bin, die diesen Weg jetzt einschlagen „wollen“ und sich so fühlen, wie ich damals. Heute bin ich für stärkende Stütze, helles Licht und Orientierungspunkt, Routenplaner und Ermutigerin. 

11 Jahre später, sage ich: Es war kein leichter Weg; dieses Hineinfinden in die ungewollte Kinderlosigkeit und glaub‘ mir: Ich hatte verdammt oft Angst, es nicht zu packen! Wie oft habe ich überlegt, ob es nicht „leichter“ wäre, es weiter mit ICSIs zu probieren… schließlich war ich vor 11 Jahren erst 32 Jahre alt. Ich hätte also noch unzählige Jahre „Kinderwunschzeit“ vor mir. Aber mir war im tiefsten Inneren klar, dass ich Alles, was ich aufbieten kann, daran setzen muss, endlich glücklich leben zu können – endlich glücklich; nicht mehr zerfressen von Angst, Panik vor erneutem Scheitern, mentaler und körperlicher Erschöpfung und dem unendlich vielen Verzicht auf all‘ das, was ein Leben reich macht.

11 Jahre später, sage ich: Wenn ich es geschafft habe, auch mit der ungewollten Kinderlosigkeit ein zufrieden machendes, erfülltes Leben zu leben, dann schaffst Du es auch!

Egal, wo Du auf Deinem Kinderwunschweg gerade stehst: Wenn Du fühlst, dass es schwer ist… dass Du Dich veränderst oder schon verändert hast… wenn Du nicht weisst, ob Du weitermachen kannst und sollst und wenn ja, wie… wenn Du ahnst, dass Du Abschied nehmen musst und Angst vor diesem Weg hast, weil Dir die Orientierung fehlt… 

Wenn Du noch Hoffnung hast…
Wenn Du Dich zwischen den Welten fühlst…
Wenn Du Abschied nehmen musst…

…dann kannst Du mehr über diese Kinderwunsch-Phase hier lesen:

Phase „HOFFNUNG“ (<< KLICK)
Phase „ZWISCHEN DEN WELTEN“ (<< KLICK)
Phase „ABSCHIED, PLAN B UND LEBEWOHL“ (<< KLICK)
Phase „GESCHWISTERKINDERWUNSCH“ (<< KLICK)

Ich habe alle Phasen des Kinderwunsches durchlaufen. Ich habe kein Kind bekommen. Und genau deshalb weiss ich, wie Du Dich vermutlich fühlst. 

11 Jahre nach dem Ende meines Kinderwunsches rufe ich Dir zu:

Ich bin für Dich da, leuchte Dir, stärke Dich, stütze Dich. Niemals „mitleidig“, immer warmherzig, denn ich weiss, wie schwer es gerade für Dich ist!


Lies‘ mehr über die Phase des Kinderwunsches, in der Du Dich gerade befindest… Ich glaube, Du wirst Dich verstanden fühlen!

Phase „HOFFNUNG AUF’s WUNSCHKIND“
Phase „ZWISCHEN DEN WELTEN“
Phase „ABSCHIED, PLAN B & LEBEWOHL“
Phase „GESCHWISTERKINDERWUNSCH“
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