„Sätze, die kinderlose Frauen nicht mehr hören wollen!“

IMG_7666Ja, es gibt sie. Diese fiesen Sätze, die wir UNGEWOLLT kinderlosen Frauen nie mehr hören wollen. Schlimm genug, dass wir – die wir Kinder wollen und nicht bekommen – ständig mit dem Blick auf den Bauch begrüßt werden.. und zwar seit Jahren und vermutlich auch noch so lange, wie offensichtlich – ha! – die Wechseljahre noch nicht eingesetzt haben. Nein, daran gewöhne ich mich nicht. Werde ich auch nicht. Aber noch schlimmer ist, sich die – von der Zeitschrift Brigitte (Quelle hier: http://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/kinderlose-frauen-1214347/?jfPD_device=portable&jfPD_appType=web&jfPD_size=2) – richtigerweise aufgelisteten und nachstehend abgeschriebenen Sätze anhören zu müssen:

  • Kinder machen das Leben erst lebenswert.
  • Hast Du keine Angst, im Alter alleine zu sein?
  • Wann dürfen wir denn mit Nachwuchs rechnen?
  • Deine Mutter würde sich so über ein Enkelkind freuen.
  • Magst Du keine Kinder?
  • Glaub’ mir, irgendwann hörst auch Du die biologische Uhr ticken.
  • Dann ist Dir Deine Karriere wohl wichtiger…
  • Das ständige Gerede über Kinder muss Dich ja wohl total nerven…
  • Das muss wahnsinnig schwierig für Dich sein, wenn auf einmal alle Kinder bekommen.
  • Es ist die natürliche Aufgabe der Frau Kinder zu gebären.
  • Bei Euch hat’s wohl nicht geklappt?
  • Ohne Kinder sterben wir aus.

Während ich das tippe kocht mir fast die Galle über. Denn genau diese Sätze habe ich in den letzten Jahren jeweils wohl um die 357 Mal gehört. Vermeintliche Anteilnahme – gut gemeint, schlecht gemacht und die immerwährende Neugierde schwingt in meinen Ohren mit. Leute, Ihr macht mich – und alle anderen, die sich sehnlichst ein (weiteres) Kind wünschen – wahnsinnig! Ihr meint es gut, ja. Aber: Ihr helft uns damit nicht. In meinen Ohren stellt Ihr mit solchen Botschaften Thesen in den Raum, die uns zur (emotionalen) Rechtfertigung zwingen. Ihr überfordert uns damit, denn wir kämpfen den ganzen Tag damit, eben nicht die Wunschkinder zu haben, die wir gerne hätten.

Ja, wir vermissen etwas im Leben. Ja, wir haben natürlich Sorge, im Alter alleine und einsam zu sein. Wir wissen, dass wir unseren Eltern eine Bürde auferlegen, gegen die weder sie noch wir Betroffenen etwas tun können. Wir wissen, dass nicht nur wir alleine „mit ohne Kind“ klarkommen müssen. Und ja, es ist auch nicht immer leicht, wenn der Reihe nach im Bekannten- und Freundes- wie auch Kollegenkreis die süßesten Babies der Welt geboren werden. Ja, wir arbeiten Tag für Tag daran, damit umgehen zu können – mal mit mehr und mal mit weniger Erfolg.

Ich schaffe es mittlerweile sehr gut; ich gehe auf Spielplätze und Kindergeburtstage, durchkämme die Stadt auf der Suche nach süßen Neugeborengeschenken und hüte bisweilen auch gerne die Kleinen meiner Freunde. Aber bitte, glaubt nicht, dass das nicht jahrelange harte Arbeit und viele, viele Tränen gekostet hat – bis ich dort angekommen bin, wo ich heute bin: In der gesunden Akzeptanz der Kinderlosigkeit und mit einer riesengroßen Portion Appetit auf das nie erwünschte Leben als sog. DINK(„double income – no kids“)-Paar.

Aber bei meiner Arbeit treffe ich täglich Menschen, die noch nicht so weit sind und für die ich mir nichts sehnlicher wünsche, dass auch sie wieder zur Lebensfreude finden. Daher: Bitte, fordert uns ungewollt Kinderlose nicht auch noch, in dem Ihr diese wohlmeinenden Sätze sagt und wir uns jedes Mal innerlich wieder neu zusammenflicken müssen. Serviert uns nicht den optisch zwar hübschen – aber in Wahrheit sehr giftigen – Fliegenpilz der Anteilnahme. Wir nehmen ihn nämlich an. Und wir brauchen lange, bis wir die (gehörte wenn schon vielleicht oft nicht so gemeinte) Gift-Sequenzen wieder los sind. Denn ja, natürlich nehmen beim Hören dieser Fragen und Thesen die Schultern zurück, heben den geknickten Kopf hoch.. kneifen die Augen zu und denken „puh! durch! ..und atmen nicht vergessen…!“. Aber glaubt mir, im Inneren sieht es ganz anders aus!
Macht es uns leicht – seid einfach nett zu uns.. und an schlechten Tagen: Nehmt uns einfach in den Arm. Kommentarlos. Fragenlos. Sätzelos. Bitte! Danke!

*PS: Und nein, liebe Brigitte-Zeitschrift, … so sehr ich Euch sonst mag…  ich finde den Tenor des Artikels nicht in Ordnung. 

*** Kindersehnsucht – Kinderwunsch – München