Interview mit „Piepmatzerine“ über ihren Kinderwunsch

Wer sind Sie?
Hallo, ich bin Kathrin und schreibe als Piepmatzerine den Blog babybleib@wordpress.com. Gemeinsam mit meinem Mann und meinem Hund lebe ich in der Region Hannover. Vor fünf Jahren haben wir aus beruflichen Gründen unsere Heimat, unsere Familie und Freunde verlassen, um in der Fremde neu anzufangen und unserer Familie, unseren Kindern ein schönes Leben zu ermöglichen. Ein Neuanfang mit Schwierigkeiten war und ist es bis heute, der Kinderwunsch hat sich immer noch nicht erfüllt.

Wie ist Ihre Geschichte des Kinderwunsches?
Obwohl bei uns schon seit fast neun Jahren der Kinderwunsch besteht, haben wir uns erst 2012 in medizinische Behandlung begeben. Das lag in erster Linie daran, dass ich mich noch in der Ausbildung befand. 2011 habe ich dann eine Stelle als Lehrerin erhalten und als die Hälfte der Probezeit um war, sind wir aktiv geworden. Es folgten 2012 die Untersuchungen Zyklusscreening und Co bei meiner Frauenärztin. Es sei alles in Ordnung. Sie empfahl uns eine Kinderwunschklinik aufzusuchen und ein Spermiogramm machen zu lassen. Auch bei meinem Mann war alles in Ordnung. Im Sommer 2013 wurden eine Bauchspiegelung und Gebärmutterspiegelung durchgeführt. Der zwanzigminütige Routineeingriff entpuppte sich als zweistündige Problem-OP. Meine Eileiter waren massiv mit der Bauchwand verwachsen und nicht durchlässig. Dies konnte größtenteils behoben werden. Wir sollten nur ein Dreivierteljahr weiter „üben“. Nichts passierte und wir wurden erneut im Kinderwunschzentrum vorstellig. Wir starteten mit der IVF Ende August 2014, diese wäre mit vielen Problemen verbunden, mit denen wir nicht gerechnet haben. Dennoch geschah das für uns Unvorstellbare, wir wurden bei der ersten IVF schwanger. Leider blieb die Schwangerschaft nicht bestehen, es folgte eine Ausschabung.

Wir haben dann einige Zeit gebraucht, das Erlebte zu verbreiten. Im Februar 2015 begannen wir den Kryozyklus mit den zwei eingefrorenen Zellen, leider endete der Versuch nicht in einer Schwangerschaft. Aktuell befinden wir uns im „Probezyklus“ vor dem nächsten Frischversuch.

Was erleben Sie im Alltag als größte Hürde?
Der Alltag mit unerfüllten Kinderwunsch und der Kinderwunschbehandlung ist ein Hürdendauerlauf. Nur eine Hürde zu benennen, ist kaum möglich. Ich versuche, mich auf drei zu beschränken: Am schwersten ist für mich die Koordination von Kinderwunschbehandlung, Beruf und Freizeit. Die Behandlungstermine sind immer so mit den Zyklustagen getaktet, dass Termine fast immer in die Arbeitszeit fallen. Da nicht alle Kollegen informiert sind, muss man sich fortwährend Erklärungen überlegen, was ich persönlich als extrem anstrengend erlebe. Als Lehrerin kann ich mich auch an schlechten Tagen nicht zurückziehen, ich muss immer „funktionieren“. Ebenfalls problematisch ist es, dass ich keine längerfristigen Planungen hinsichtlich Reisen, Veranstaltungen und Karriere machen kann, denn ich weiß nie, ob ich dann gerade gesundheitlich oder emotional in der Lage dazu bin. Eine weitere Hürde ist, dass das Thema gesellschaftlich tabuisiert zu sein scheint und man bei vielen Nichtbetroffenen auf Unverständnis und Hilflosigkeit trifft. Dadurch wahrt man diese Geheimnis und kann mit fast niemanden darüber sprechen. Die dritte Hürde ist für mich, damit leben zu lernen, dass Familie und Freunde in Hinblick auf die Familienplanung an einem vorbeiziehen. Immer soll man sich freuen und man möchte sich auch freuen, aber uns wird dadurch jedes Mal bewusst, dass wir vergessen worden sind. Dass wir vielleicht niemals dieses Glück erleben dürfen und man hasst sich selbst dafür, das man sich nicht wirklich mitfreuen kann und man im Grunde dabei zusehen muss, wie eine Beziehung nach der anderen zerbricht.
Dies alles ruft ein Gefühl des Ausgeschlossenseins hervor. Wir gehören nicht dazu und fühlen uns dann sehr allein.

Was erleben Sie als Nutzen – obwohl Sie einen (unerfüllten) Kinderwunsch haben? Was sind die schönen Seiten?
Ich habe insbesondere durch das Bloggen ganz tolle Frauen kennen gelernt und ich würde sogar sagen, dass ich Freundinnen gefunden habe, die ich keinesfalls mehr missen möchte. Ich kenne die Geschichten vieler Kiwu-Frauen und ich weiß, dass meine Geschichte dankenswerter Weise nicht so tragisch ist, wie es andere Frauen erleben müssen. Dafür empfinde ich auch Dankbarkeit und ich kann ein bisschen Gelassenheit zurückgewinnen.
Noch entscheidender ist aber vielleicht, dass mein Mann und ich es mittlerweile durch so viele Krisen geschafft haben, dass unsere Partnerschaft wirklich gefestigt ist. Wir kennen alle unsere Schwächen, in den schwärzesten Stunden (nicht nur den Kinderwunsch betreffend) waren wir immer füreinander da und haben uns nie aufgegeben. Diese Verlässlichkeit unserer Liebe, gibt unendlich viel Kraft.
Durch unsere bewältigten Lebenskrisen und der unerfüllte Kinderwunsch ist sicher die bisher härteste, wissen wir auch, dass viele Alltagsprobleme Nichtigkeiten sind. Diese Kleinigkeiten können uns nicht (mehr) umhauen. Wir haben gelernt, dass egal wie schlimm es scheint, es niemals dazu führen kann, dass unsere Liebe zerbricht oder wir unseren Halt verlieren. Vielleicht fällt man hin und wieder, aber wir fangen uns auch immer gegenseitig wieder auf.

Was tun Sie, wenn Sie einen schlechten Tag haben, um sich selbst Kraft
und Zuversicht zu spenden?
Ich versuche, nach dem Zwei-gegen-einen-Prinzip zu leben. Für jedes schlechte Gefühl werden zwei gute Gefühle heraufbeschworen, für ein ärgerliches zwei versöhnliche, für ein trauriges, zwei freudige. Ich versuche ganz bewusst an die guten Dinge in meinem Leben zu denken und davon gibt es viele – trotz des unerfüllten Kinderwunsches. Das funktioniert nicht immer, aber sehr oft.

Haben Sie einen Tipp für die Leserinnen und Leser, die auch einen (unerfüllten) Kinderwunsch haben?
Ich glaube, dass man während der Kinderwunsch-Zeit sehr schnell in einen Strudel und Teufelskreis gerät, der einen nicht mehr loslässt. Der Kinderwunsch saugt Kraft und Zeit wie ein Schwamm auf. Deswegen glaube ich, dass es hilft, bewusst Pausen einzulegen und für sich immer wieder zu hinterfragen, wie weit man gehen möchte. Etappen können festgelegt werden, dann kann man bewusst überlegen, ob man das ganze dauerhaft oder vorübergehend beenden möchte. Das Leben sollte nicht nur aus dem Kinderwunsch bestehen. Vielleicht ist diese Gratwanderung zwischen der Erfüllung seines größten Lebensglücks und dem Genuss des Lebens an sich die größte Herausforderung

Warum ist ein Kinderwunsch Coaching aus Ihrer Sicht hilfreich? Wobei hat oder würde es Sie unterstützen? Weshalb macht es Sinn?
Wir haben uns nach der Fehlgeburt Hilfe gesucht, indem wir bei einer psycho-sozialen Beratung waren. Uns hat es sehr geholfen, auch weil die finanzielle Belastung und der Zeitaufwand geringer ist als bei einer Psychotherapie, über die wir auch nachgedacht haben. Für uns war es hilfreich, dass die Beratung unsere Wut auf uns und die Kinderwunschklinik kanalisieren konnte. Die Beratung half uns dabei, die Dinge sinnvoll einzuordnen.
Ein Aspekt war für mich besonders wichtig: Ich habe sehr darunter gelitten, dass es meine „Schuld“ ist, dass wir kein Kind bekommen können. Ich habe mich immer gefragt, ob ich das meinem Mann antun darf. Mit einer anderen Frau könnte er Kinder bekommen. Die Beratung hat mir geholfen, zu verstehen, dass der Kinderwunsch meines Mannes an meine Person gekoppelt ist und mit einer anderen Frau vielleicht nicht vorhanden wäre. Es tat auch gut, dass die Beraterin uns mehrfach ihre Beobachtung zu uns als Paar mitgeteilt hat. Sie meinte, dass unsere emotionale Nähe beeindruckend und unsere Liebe immer spürbar wäre. Das sei ein großes Glück, das nicht viele Paare haben. Ich glaube, damit hat sie recht.

Ich bin meinem Mann für seine Stärke und sein Verständnis unendlich dankbar. Niemals kam ein Wort des Vorwurfs, immer hat er Verständnis – auch dann, wenn ich mich wirklich hässlich verhalte. Danke Schatz!

Liebe Kathrin, vielen Dank für die offenen Worte! Von Herzen wünsche ich Euch, dass Euer Kinderwunsch schon bald in Erfüllung gehen darf.
Viele fragen sich und/oder mich, was ich als Coach konkret tun kann, um beim Umgang mit dem Kinderwunsch zu unterstützen – wo die Vorteile sind, sich in dieser Lebensphase durch einen Coach unterstützen zu lassen. Zuerst einmal: Ja, ich kann mithelfen, dass es für Euch ganz konkret erlebbar leicht(er) wird. Kathrin beschreibt in ihrer Geschichte genau das, was ich leisten kann: Es geht dabei darum, Euch konkret im täglichen Erleben und Umgang (Freunde sind schwanger, der Arbeitgeber, der Stress, die liebe Familie, die Wartezeiten, die Unsicherheit, die Angst, ….) aber auch als Paar individuell zu unterstützen.
Was ich für Euch tun kann, könnt Ihr hier nachlesen: https://www.kindersehnsucht.de/Leistungen/. Meldet Euch bitte gerne! Denn: Ihr seid herzlich eingeladen, meine Unterstützung auszuprobieren! Los, traut Euch!