Kinderreich vs kinderfrei: Kathrin erzählt „Mutter sein ist toll! Aber manchmal, manchmal…“

Kathrin hat mir geschrieben – auf Facebook, eine verdeckte Nachricht. Aber, wer ist Kathrin? Sie ist eine glückliche, erfüllte, fröhliche Mutter von 4 Kindern… und eine ganz herzliche Frau. Und sie liebt es, Mutter zu sein und geht in ihrer Rolle auf. Und bekannterweise habe ich ja keine Kinder bekommen, obwohl ich es mir so sehnlich gewünscht habe. Was hat das miteinander zu tun und wie kommt es zu einem Blogbeitrag einer vierfachen Mutter auf einer Seite für ungewollt Kinderlose?

Doch, ja – es passt. Denn Kathrin ist vierfache Mutter und zufrieden mit ihrem Leben. Ich bin es auch – also zufrieden. 😉 Unterschiedlicher könnte das Leben vermutlich kaum sein. Als Kinderwunsch Coach erlebe ich oft, dass die Frauen (und ich ja selbst früher auch), die sich sehnlich ein Kind wünschen, sich immer nur das Schöne am Familienleben vorstellen.
Kognitiv wissen wir, dass Kinder zu haben, vermutlich an 345 Tagen im Jahr anstrengend ist und nur ein paar wenige Tage von purem, ungetrübten Glück gekrönt sind. Ich bin Kathrin dankbar, dass Sie von diesen ca. 345 Tagen erzählt. Nicht, weil sie sie nicht glücklich machen würden – sondern um zu zeigen, dass es eben doch auch gute Seiten hat, wenn man kinderlos-kinderfrei ist. Ja, jede von uns hätte das gerne auf sich genommen… aber es gehört zur Wahrheit dazu, dass eben nicht immer alles bilderbuchreif ist. Und vielleicht trägt Kathrins Alltag ein Stück weit dazu bei, am kommenden Sonntag in der Sonne den Kaffee einfach noch ein wenig mehr zu genießen?! Das ist das Ziel… nicht mehr und nicht weniger.

Hier also nun das Ergebnis der Facebook-Nachricht von Kathrin! Danke Dir, liebe Kathrin, dass Du uns teilhaben lässt! Alles Liebe für Euch und Euer Kleeblatt!!!

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„Manchmal, wenn Du sonntags Deine entspannten Bilder postest, kriege ich dafür ‚Sehnsucht nach einem kinderfreien Sonntag‘“ – dieser Satz stand neulich in einer Nachricht an Franziska. Und kaum hatte ich die Nachricht abgeschickt, wollte ich mich bei ihr für diesen unsensiblen Satz entschuldigen. Doch sie meinte, ich solle für sie einen Blogbeitrag über die Schattenseiten des Kinderhabens schreiben. Wenn dieser Artikel also jetzt sehr negativ klingt, liegt es nicht daran, daß ich mein Leben furchtbar finde.

Ich bin Mutter, Vollzeitmutter, von inzwischen vier Kindern (fast 8 Jahre, fast 5 Jahre, 2,5 Jahre und elf Monate). Für mich war immer klar, daß ich daheim bleiben würde, wenn wir mal Kinder haben würden. Und daß wir welche haben würden, war lange nicht klar. Es hat drei Jahre gedauert, bis sich unser erster Sohn ankündigte, zu unseren vier Kindern gehören außerdem ein früher Abgang, ein Windei und eine stille Geburt in der 18. Woche. Daher bin ich glücklich und dankbar für mein Kleeblatt.

An manchen Tagen wünsche ich mir „kinderfrei“, um irgendwo in einem Café zu sitzen, ein Stück Torte zu essen, Kaffee zu trinken und ein gutes Buch zu lesen. An anderen Tagen aber wünsche ich mir „kinderfrei“, um in Ruhe mit voller Kraft und ohne Ablenkung das Haus komplett zu putzen, den Keller aufzuräumen und all das zu erledigen, was so gerne liegen bleibt. Ohne an Schlafens-, Essens- oder Abholzeiten zu denken. Ohne Kind auf dem Arm. Ohne eine Zweijährige, die bei allem helfen will. Dabei laut meine Musik hören – kein „töff töff töff die Eisenbahn“ oder Rolf Zuckowski.

Nicht die großen Katastrophen sind es, die das Muttersein anstrengend machen. Vor den Osterferien hatten wir einen Norovirus. Kind 2 fing an mit Spucken, weiter ging es mit nächtlichem Durchfall – die unappetitlichen Details erspare ich uns. Dann erwischte es mich, dann Kind 1 und wieder Kind 2 (Kind 1 hörte um 22.00 Uhr auf zu spucken, Kind 2 fing um 22.30 Uhr an). Schließlich war Kind 4 an der Reihe. Das nächtliche Bettenabziehen, Wäschewaschen und Kind mehrmals umziehen sind nicht schlimm. Darüber denke ich nicht nach. Die Kinder sind krank und brauchen ihre Mutter. Da halte ich den Spuckeimer und die Luft an. Aber insgesamt war Kind 2 zwei Wochen nicht im Kindergarten, Kind 1 eine Woche nicht in der Schule. Das bedeutete für mich vier Wochen lang einen Bewegungsradius von maximal 500 Metern – Einkaufen und wieder zurück. Wenn dann noch dazu das Wetter so ist, daß man sich überwiegend im Haus aufhalten muß, kann man sich am Ende der vier Wochen schon etwas eingesperrt fühlen.

Dazu kommt, daß ich zwar in diesen Krankheitszeiten den ganzen Tag daheim bin, aber trotzdem zu nichts komme. Ich bin von meiner Arbeit umgeben, ich sehe, was ich eigentlich tun müßte – staubsaugen, bügeln, Bad putzen, aufräumen – komme aber nicht dazu. Wir decken fünfmal am Tag den Tisch und räumen ihn wieder ab, wir bereiten drei große und zwei kleine Mahlzeiten zu, wir räumen die Spülmaschine aus und wieder ein, ich wickle den Kleinen und wische den Großen die Pos ab, zwischendrin muß ich Kind 3 umziehen, da das Trockenwerden noch nicht abgeschlossen ist. Jede einzelne dieser Tätigkeiten ist notwendig, aber man sieht sie am Ende des Tages nicht. Das frustriert mich manchmal. Ich bin den ganzen Tag beschäftigt, aber die Arbeit wird nicht weniger. Mir fällt es schwer, Arbeit zu sehen, sie aber nicht erledigen zu können und im Gegenteil zu sehen, wie der Wäscheberg wächst. Diese alltäglichen Kleinigkeiten, der tägliche Kleinkram, die Nichtigkeiten, die machen in ihrer Häufung manchmal mürbe. Wenn dann jemand Bilder vom Cappuccino im Sonnenschein postet oder aber von einem erfolgreichen Tag erzählt…

„Und deswegen regt die sich so auf? Ich würde das mit Freuden hinnehmen, wenn ich nur Kinder hätte“ – ich bin mir fast sicher, daß die ein oder andere von Euch jetzt so denkt. Das habe ich nämlich in der Kinderwunschzeit auch getan. Und während ich das schreibe, kommt es mir auch banal vor. Was allerdings nicht zu unterschätzen ist, ist die Bedeutung des Wortes „Vollzeit“-Mutter. Ein Arbeitnehmer, der Vollzeit arbeitet, hat irgendwann Feierabend, er hat Wochenende und eine festgesetzte Zahl an Urlaubstagen. Als Mutter fällt das alles weg. Ich bin sozusagen 24 Stunden sieben Tage die Woche an meinem Arbeitsplatz. Manchmal kann ich nicht einmal alleine auf die Toilette gehen.

Und ich kann mich nicht krankschreiben lassen. Neulich hatte ich einen Schnupfen. Nicht mehr. Dröhnender Kopf, verstopfte Nase, ich fühlte mich elend und schlapp. Das ist nichts, womit man sich ins Bett legt. Aber so ein Tag (am Ende waren es fast zwei Wochen) von 6.00 bis 21.00 Uhr kann sehr lang werden, wenn es gar keine Erholungsphasen gibt. Meine Bitte, leise zu spielen, wurde von meinen Kindern leider als Aufforderung verstanden, mit allem, was zur Verfügung steht, größtmöglichen Lärm zu machen.

Schön ist es auch, wenn ich mit Kind 4 im Kinderwagen und Kind 3 auf dem Laufrad unterwegs bin, um Kind 2 aus dem Kindergarten abzuholen. Dann kommt es schon mal vor, daß Kind 3 mitten auf der Kreuzung beschließt, nicht mehr weiterzufahren, und sein Laufrad (und sich selbst) hinschmeißt. Da braucht es starke Nerven, um Kind, Laufrad und Kinderwagen in einigermaßen angemessener Zeit auf die andere Straßenseite zu bekommen. Während links und rechts die Autos stehen und die Fahrer zuschauen. Mit vier Kindern einzukaufen, kann auch zur Survival-Tour werden. Wenn nämlich Kind 3 unbedingt alles alleine machen will, aber Kind 2 als hilfsbereiter großer Bruder genauso unbedingt helfen will. Mit etwas Abstand kann ich über diese Situationen lachen, aber wenn ich drin stecke, hilft oft nur ganz ruhig zu bleiben und bloß nicht darüber nachzudenken, was wohl in den Köpfen der Umstehenden vor sich geht.

„Hat die denn keinen Mann?“, fragt sich jetzt die ein oder andere vielleicht. Doch, ich habe einen Mann, sogar einen brauchbaren, der vollgespuckte Kinder mitten in der Nacht badet, den Wochenendeinkauf erledigt, samstags um sechs aufsteht und mit den Kindern spielt, damit ich (bekennender Gerne-Lang-Schläfer) bis acht liegen bleiben kann, und vieles mehr macht. Aber zu dem „vieles mehr“ gehören neben der Selbständigkeit auch diverse Ehrenämter mit Abendterminen, so daß eben ein Großteil der Familienarbeit in meinen Händen liegt. Für ihn ist es absolut nicht nachvollziehbar, daß ich mir manchmal „kinderfrei“ wünsche. Aber inzwischen freundet er sich langsam mit dem Gedanken an, vielleicht doch mal ein Wochenende nicht als Papa und Mama zu verbringen.

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Herrlich… so ein kinderreiches Leben! Und herrlich… so ein kinderloses Leben! Das Leben ist nicht ungerecht – auch wenn es manchmal so scheint. Irgendwie gibt es doch immer Licht und Schatten, Glücksmomente und Herausforderungen. Entscheidend ist für mich, was Du daraus machst. Ich finde, Du hast immer eine Wahl: Willst Du dahin schauen, wo es nicht so ist, wie Du es Dir wünschst – oder das Gute verstärkt in den Fokus nehmen und Dich daran erfreuen? Kathrin zeigt uns ihr Licht und ihren Schatten. Wo ist Dein Licht, Deine Freude, Dein schönes Leben?
Und wenn Du das Gefühl hast, noch etwas Unterstützung zu brauchen, um die Suche nach dem Licht noch besser hinzubekommen, dann melde Dich gerne bei mir. Ich habe aus dem eigenen Kinderwunsch-Erleben heraus so viele Tipps und Tricks an der Hand, die Dir dabei helfen können und zudem als Coach bestimmt noch den einen oder anderen Impuls für Dich! Meldest Du Dich (klick hier!)? Ich freue mich!

Alles Liebe!

Franziska Ferber
Kinderwunsch Coach bei kindersehnsucht.de