Kinderwunsch Interview: Wenn Euphorie und Trauer sich abwechseln

Wie ist das, wenn auf große Euphorie große Trauer folgt? Wie ist das, wenn nach der Trauer wieder Hoffnung aufkeimt? Ich danke der lieben F. aus Österreich, dass sie uns an ihrer Kinderwunsch-Geschichte teilhaben lässt… lest selbst, wie dieser Prozess in Phasen verläuft, den ich ja auch in meinem Buch „Unsere Glückszahl ist die Zwei“ beschreibe:

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Schönen guten Tag! Mein Name ist F., ich bin 29 Jahre jung und gemeinsam mit meinem Mann (35) wohne ich im Süden Österreichs. Seit 2,5 Jahren möchte ich so gerne Mama werden und mit meinem Mann eine Familie gründen. In dieser Zeit haben wir schon einige verschiedene Phasen durchlebt. Da war die erste Phase, die Euphorie: „Ja! Jetzt wollen wir Eltern werden!“ Voller Vorfreude hörten wir auf zu verhüten und waren uns so sicher, es würde nicht lange dauern, bis sich ein Seelchen dazu entscheiden würde, zu uns zu kommen. Die ersten Übungszyklen vergingen und wenn es mal wieder nicht geklappt hatte, war es halb so schlimm und wir dachten uns „Ok, dann kann ich mir noch einmal ein Lachs-Sushi oder einen Drink gönnen und wir können uns als Paar so richtig genießen.“

Nach ca. sechs Monaten begann es dann allmählich belastender zu werden. Die nächste Phase stellte sich ein: Traurigkeit. Zuerst nur bei mir. Mein Mann war nach wie vor sehr euphorisch und auch einige Male überfordert mit meiner wachsenden Traurigkeit, dass sich zum wiederholten Male keine Schwangerschaft eingestellt hatte. Wieder… nicht…!

Es begannen unsere Wege zu Gynäkologen, Urologen und Co. Nach einigen Untersuchungen kam die niederschmetternde Nachricht und mit ihr auch die nächste Phase: Fassungslosigkeit! Das Spermiogramm zeigte gar nichts Gutes und auch mir wurde gesagt, das die (therapierte) Endometriose ein Jahr zuvor und eine aktuelle Chlamydieninfektion dazu beitragen können, dass es noch kein Baby zu uns geschafft hatte. Die darauffolgenden Monate bestanden aus vielen kleinen Schritten (medizinische, naturheilkundliche, spirituelle, komplementärmedizinische, usw.), die Spermien meines Mannes zu unterstützen und auch ich tat Einiges, um in meinem Körper und Geist die besten Voraussetzungen zu schaffen, dass es zu einer Empfängnis kommen kann. Wir waren beide fest der Meinung, wir werden es auf natürlichem Wege schaffen und wieder und wieder stieg jeden Monat die Hoffnung darauf, endlich zwei Striche auf einem Test zu erblicken.

Diese Hoffnung wurde jedoch jedes Mal aufs Neue niederschmetternder und heftiger zerstört. Ich verlor allmählich die Vorstellung, Mama zu werden. Ich wusste nicht mehr, wie sich das anfühlen könnte. Ich hatte keine Vorstellungen, keine hoffnungsvollen Bilder von uns als Familie mehr in meinem Kopf. Die Phase der Ohnmacht und Verzweiflung war angebrochen. Auch mein Mann war nun sehr in dieser Traurigkeit angekommen, wieder nicht Papa zu werden.

Die größten Hürden für mich waren zu dieser Zeit schwangere Freundinnen, Kolleginnen und ihre teils mitleidigen Blicke, wenn sie wussten, dass wir es uns auch schon so sehr wünschten. Auch tagtäglich aufs Neue diesen, unseren Weg, versuchen anzunehmen und zu akzeptieren, ist nach wie vor immer wieder herausfordernd für uns beide. Die größte Hürde meines Mannes war seine Männlichkeit (obwohl er durch und durch ein „Alpha-Männchen“ ist J), weil diese in vielen Augen eng mit der Reproduktionsfähigkeit in Zusammenhang gebracht wird.

Anfang des Jahres setzten wir uns langsam mit dem Gedanken auseinander, uns mit einer „Kinderwunschbehandlung“, unterstützen zu lassen und sind in eine neue Phase eingetreten: Wir spürten Freude, genauer gesagt eine große Vorfreude! Eine Vorfreude auf den Frühling, denn mit ihm wollten wir unsere erste ICSI erleben. Wenn wir daran dachten, zauberte es uns ein wundervolles, leuchtendes Lächeln auf das Gesicht und es wurde mir ganz warm um mein Herz. Ich sah mich wieder als Mama. Ich sah meinen Mann als Papa. Ich sah uns als Familie. Ich sah meinen kugelrunden Bauch. Ich sah uns mit unserem Baby und wir freuten uns beide sehr darauf!

Leider endete dieser erste Versuch mit einem negativen Test, der uns für ein paar Tage wieder in eine große Traurigkeit sinken lies. Doch es dauerte nicht lange und wir fassten neuen Mut und neue Hoffnung und so steht in den kommenden Tagen der zweite Versuch an, auf den wir uns genauso freuen, wie auf den ersten. Baby(s) wir kommen!

Heute können wir auch wieder gute Seiten an diesem, unseren Weg, erkennen: Unsere tiefe Liebe zueinander, als Ehefrau und Ehemann, hat in ihrer Intensität noch einmal stark zugenommen, obwohl sie schon sehr tief war. Auch hat es unsere Kommunikation miteinander verändert. Wir sprechen noch empathischer miteinander.

Wenn ich mal einen schlechten Tag habe, tue ich mir Gutes. Ich weine. Das tut so gut! Ich übe mich in der Meditation. Ich praktiziere Yoga oder mache eine Runde HIIT. Auch der Satz „Ab heute bin ich positiv!“ ist ein treuer Begleiter an meiner Seite, wenn ich mich dabei erwische, in Zweifel oder Sorgen abzurutschen. Und Humor! Ganz viel Humor. Lustig sein, herumblödeln, Comedy ansehen oder lesen. Sollte es sich dennoch nicht bessern, habe ich eine Kinderwunsch-Begleiterin ganz in meiner Nähe. Sie arbeitet u.a. auf der familiensystemischen Ebene, aber auch mit Phantasiereisen und Gesprächen. Nach jedem Besuch bei ihr, fühle ich mich befreiter und leichter. Ich kann wieder tief durchatmen und sehe wieder all das Schöne, das mich umgibt. Auch mein Mann war schon bei ihr und es tat ihm sehr gut.

Wir sind beide davon überzeugt, dass die Begleitung der Seele und des Herzens, der damit verbundenen Emotionen und Gedanken, ein genauso wichtiger Teil dieses Weges ist, wie die körperlich-medizinische Begleitung. Wenn nicht sogar noch wichtiger! Leider wird das von vielen noch nicht erkannt und demnach gibt es wenige Angebote. Ich hoffe, dass sich das weiter verändern wird, damit jedes Kinderwunschpaar die Möglichkeit hat, sich auch emotional begleiten zu lassen.

Deshalb begleitet mich nun auch zusätzlich seit ein paar Wochen Franziska Ferber (klick!) und ich freue mich sehr, dass ich es mir gönne, dass ich es mir wert bin, mich nun von zwei so kompetenten Herzensmenschen begleiten zu lassen.

(Anmerkung: Schaut‘ doch mal vorbei auf www.kindersehnsucht.de und den vielen Kinderwunsch Coaching angeboten – vom persönlichen Coaching in München über die Begleitung und Unterstützung per E-Mail und Skype sowie über den großartigen Kinderwunsch Online Coaching Kurs mit vielen Lektionen und insg. 8 individuellen Feedback- und Impulsrunden für Dich! Ehrlich, ich glaube, da ist für (fast) jeden etwas dabei, der es leichter haben möchte mit dem unerfüllten Kinderwunsch umzugehen!)

Mein persönlicher Tipp ist, sich auch die Familien(herkunfts)systeme beider anzuschauen. Hier stecken oft unbewusste Blockaden, die dem Wunschkind im Wege stehen und mit entsprechender Begleitung in Liebe aufgelöst werden dürfen.

Danke Franziska, dass es dich gibt, du leistet sehr wertvolle und wichtige Arbeit.

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Liebe F., ich danke Dir, dass Du die vielen anderen Kinderwunsch-Frauen an Deiner Geschichte teilhaben lässt. Noch immer ist der unerfüllte Kinderwunsch ein Tabu-Thema und oftmals haben wir sogar Menschen in unserem (direkten) Umfeld, wo wir vermuten, dass sie mit ähnlichen Hürden und Emotionen zu kämpfen haben wie man selbst… und dennoch wird nicht oder kaum darüber gesprochen. Für Deinen Mut, Deine Geschichte zu erzählen, danke ich Dir – weil Du damit anderen Frauen aufzeigst, dass sie nicht alleine mit ihren Gefühlen sind. Euch wünsche ich Glück – von Herzen!

Wer F.’s Tipp folgen möchte und Unterstützung und Begleitung beim Umgang mit dem Kinderwunsch haben möchte, der kann gerne mal hier (klick!) vorbei schauen – da ist für (fast) jede Betroffene ein Angebot dabei. Schließlich darf es Dir doch endlich besser gehen, oder?

Liebe Grüße und alles Gute – von Herzen!

Deine Franziska Ferber
Kinderwunsch Coach